Erfahrungen eines Jungimkers, Teil 2

Immer noch ohne Bienen

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie diese Zeilen lesen, haben Sie wahrscheinlich auch schon den Teil 1 gelesen. Ich bedanke mich für Ihre außergewöhnliche Ausdauer.

Aber sicher interessiert es Sie viel mehr, was aus dem gestochenen Klein-Peter geworden ist. Keine Bange, der Fuß war zwar ganz schön angeschwollen, wahrscheinlich weil er ein paar Stiche gleichzeitig abbekommen hat, aber ich kann mich nicht an Schmerzen o.ä. erinnern. Im Gegenteil, wir haben uns als Kinder ganz schön darüber amüsiert.

Es gibt machmal Leute, die allergisch reagieren; dies ist aber selten der Fall. Ich hatte zwar einen dicken Fuß, jedoch keine gesundheitlichen Probleme.

Will er denn nun Bienen, oder nicht?

Vom geschwollenen Fuß bis heute sind ein paar Jahre vergangen, die ich nur im Zeitraffertempo skizziere. Auch Klein-Peter wurde flügge. Die Mopedzeit kam und ging. Es gab eine Zeit, in der es erstrebenswert war, weil es nicht zu einem Porsche langte, wenigsten einen Frontspoiler am Wagen zu haben. Ich hatte so ein Teil allerdings auch nicht, weil dann doch die neue Freundin und jetzige Ehefrau interessanter war. Ein Umdenken - weniger Technik, mehr Interesse für Natur - kam bewusst, jedenfalls in meiner Erinnerung, mehr zum tragen, nachdem ein Hund zur Familie gehörte. Nun habe ich herzlich über die Frontspoilerwünsche gelacht. Wie viel wichtiger war doch, hat unser Bello ein Häufchen gemacht oder nicht.

Der Wunsch zurück zur Natur wurde, auch angesichts, dass wir in nicht artgerechter Menschenhaltung, sprich Hochhaus, leben, immer stärker. Und da kamen die Erinnerung an Bienen, Imker-Onkel und die ganzen Begleitumstände wieder zum Tragen. Und somit, ...

Internet sei Dank

..., konnte man sich bequem von zu Hause aus, wann man wollte, informieren. Toll, was es so alles im Internet gibt. Die Informationen kann ich gar nicht auf ihre Qualität hin beurteilen. Aber mit gar keiner Ahnung, manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich im Biologieunterricht krank war, haben Sie auch das Gefühl, dass man so vieles vergisst, ist man ja auf jedes bisschen Wissen erpicht. Aber besonders interessant kommt die Psychologie im Internet zum tragen. Ich meine hier die Anonymität, die sich die Menschen zunutze machen. Und so wird aus dem dürren Hintertupfinger Sepp ein "Mr. World", oder aus der Zahnspangen-Helga die "Diskomaus". Lassen Sie mich bitte an dieser Stelle ein wenig abweichen.

Ich war schon ein sehr früher Benutzer des Internetvorgängers BTX, ein Dienst, der von der damaligen Post, später Telekom, angeboten wurde. Dort gab es auch schon Gesprächsrunden, die man heute "Chat" nennen würde. Man sprach sich dort nicht richtigem Namen an, sondern mit einem erfundenen, einem so genannten "Nickname" ( dt. Spitzname). Meine Frau hatte zu dieser Zeit gerade ein Pferd gekauft. Und so fiel mir nichts Besseres und Naiveres ein, als mich mit dem Spitznamen "Stute" anzumelden. Sie glauben gar nicht, was ich, als vermeintliche Frau, um es besonders freundlich auszudrücken, beflirtet wurde. Es ist unglaublich, wie Anstand und dergleichen in dieser Anonymität vergessen wird.

Ich erzähle dies, weil auch Foren existieren, in denen man sich austauscht. Um es klar zu stellen. In diesen Foren, seien es spezielle Imkerforen, oder solche die allgemeiner die Natur behandeln, habe ich viel Wissenswertes entnommen und es wird überwiegend vernünftig miteinander umgegangen. Nur waren mir als gebranntem Kind die Stänkerer besonders übel aufgestoßen.

Er will Bienen! Punkt!

Zusammengefasst: Mehr Naturnähe, mit Tieren vernünftig umgehen, ein hervorragendes Lebensmittel, meinen eigenen Honig, genießen zu dürfen, meine Frau mit selbst gezogenen Wachskerzen zu beschenken, ein wenig mehr Lebensqualität, und einiges, sicher auch irrationales, mehr, waren die Punkte die zur Entscheidung führten.

Meine Interneterfahrungen suggerierten mir, Imker sind übertriebene Individualisten. Aber ich will die Sache ja auch nicht als übersteigertes Hobby, sondern im bäuerlichen Sinn, sozusagen als "Hausbienen" zur Selbstversorgung betreiben. Da brauche ich keine anderen und keinen Verein.

Wie ging es weiter?

Im Internet wurden viele Verfahrensweisen, Tricks und Kniffe besprochen. Die waren aber teilweise widersprüchlich. Auch interessiere ich mich für die artgerechte Bienenhaltung. Aber mangels Wissen kann ich vieles gar nicht einordnen, dient es meinen Idealen oder nicht. Was soll's? Beim nächsten Besuch in einer Bücherhandlung habe ich ein recht preiswertes Büchlein gekauft, welches sich für Anfänger empfahl. An dieser Stelle denken Sie sich bitte ein paar unanständige Worte. Denn die Lektüre hielt nicht, was sie versprach. Einmal verwirrte mich die Fachsprache. Zum anderen habe ich den berühmten roten Faden nicht erkannt. Um auf die Fachsprache zurück zu kommen. Mir schienen einige Begriffe gar nicht so wohl definiert zu sein. Manches sah mir auch nach sehr lokalspezifischen Bedeutungen aus.

Mist! Man verzeihe mir den Ausbruch, aber so ging es auch nicht weiter.

Ich glaube, es war vorletztes Jahr. In der Zeitung stand, der Kleingartenverein hat Tag der offenen Tür. Wunderbar waren die Überlegungen meiner Frau und mir. Da bleibt die Küche kalt, wir gehen dort essen und der Kleingartenverein hat auch etwas davon. Schön, die haben ja auch ein Bienenhäuschen. Da gehen wir mal hin, nur ein wenig schauen. Die Leute waren sehr nett, der Kuchen supergut. Unser Hund konnte überall seine Neugierde befriedigen und schnuppern gehen. Kein böses "Nehmen Sie Ihren Köter an die Leine". Zum Wohlfühlen.

Letztes Jahr waren wir wieder dort. Aber diesmal gezielt. Vielleicht erzählen die Leute mir ja etwas mehr über Bienen. Das haben sie getan. Sehr ausführlich. So ausführlich, dass ich glaubte, als halber Fachmann wieder nach Hause zu gehen.

Sie liebe Leserinnen und Leser haben es schon längst bemerkt, es waren die Imkerinnen und Imker vom Erdinger Bienenzuchtverein. Tja, was soll ich sagen. Die Imker sind tatsächlich Individualisten. Aber keine von sich selbst überzeugten Menschheitsüberzeuger und Prediger. Wir haben teilweise ganz schön kontrovers diskutiert. Aber die Sachlichkeit hat mich sehr beeindruckt. Mittlerweile bin ich ...

Mitglied im Bienenzuchtverein Erding

... und habe es nicht bereut. Im Gegenteil! Überzeugt bin ich davon, dass man als Einzelkämpfer ohne Erfahrung ganz sicher auf Kosten der anvertrauten Tiere viel Lehrgeld zahlt. Ernst, Rudi, Sepp, Simon und wie sie alle heißen, haben eine Heidengeduld mit mir als viel fragender Anfänger. Ich glaube, denen macht es sogar noch Spaß. Jetzt gehe ich viel, viel zuversichtlicher in meine Imkerzukunft.

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